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Fertigungsleiter Marco Baumann kommt auch bei 35 Grad Außentemperaturen nicht in Badehose zur Arbeit. Denn er ist „heiße Zeiten“ mittlerweile gewohnt. Wie er die Fertigung auch in Krisenzeiten am Laufen hält, erzählt er uns im Interview.

Marco, fertigen bei 35 Grad Außentemperatur, dürft ihr auch in Badehose zur Arbeit kommen?

(schmunzelt) Das wäre schön, wir haben aber Arbeitssicherheitsvorschriften und müssen lange Hosen tragen.

Wie heiß ist es denn aktuell in der Fertigung?

In der Schweißerei und bei den laufenden Anlagen ziemlich schweißtreibend. Es kommt natürlich auch immer auf die Außentemperatur an. Meistens haben wir in der Halle so 25 Grad, im Hochsommer können es zeitweise aber auch mal 28-30°C in den einzelnen Bereichen sein.

Wie kühlt ihr euch ab?

Mit Eis! Bei uns gibt es die Regel: Wenn jemand Mist baut, muss er Eis für alle mitbringen. Bei hohen Temperaturen und geringem Eisvorrat, werde ich dann teilweise auch etwas kleinlich. (zwinkert)

Welches Eis geht am schnellsten weg?

Alles mit Schokolade und Waffel!

Schwitzen lässt uns auch das aktuelle Auf-und-Ab der Weltwirtschaftslage. Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine, Inflation und schwindende Kauflaune: Wie bekommt ihr in der Fertigung diese Krisen-Jahre, die auch bis heute anhalten, zu spüren?

Vor allem merken wir, dass wir weiterhin flexibel sein müssen. Trotz aller Bemühungen im Einkauf, gibt es mit der Materialverfügbarkeit und den Lieferzeiten weiterhin teilweise Probleme. Wir müssen also mit den vorhandenen Ressourcen und dem vorhandenen Material das beste herausholen. Da bin ich sehr dankbar, dass unser Team so gut zusammenhält und ich auf den Rückhalt meiner Mitarbeiter zählen kann.

Hattet ihr schon häufig Kurz- und Schichtarbeit?

Während Corona hatten wir eine Art Schichtarbeit, hauptsächlich um den Kontakt einzuschränken. Es gab zwei Teams, die beide etwas weniger gearbeitet haben. So wurde sichergestellt, dass wir handlungsfähig bleiben, sollte Corona ausbrechen. Das hat gut funktioniert.

Sonst waren es eher einzelne Kurzarbeitstage von einzelnen Mitarbeitern, wenn kein Material da war. Aber das meiste ließ sich eigentlich mit Überstunden und Gleitzeit ausgleichen.

Was sind deine Herausforderungen als Fertigungsleiter in diesen Zeiten?

Das „Anlagenhüpfen“. Unsere Anlage besteht aus tausenden Einzelteilen. Vor den Krisen bauten wir eine Anlage nach der anderen durch. Sie rückte von Station zu Station in einer Linie weiter. Momentan geht das nicht mehr. Selbst kleine Cent-Artikel, wie Einsteckhülsen des Pneumatikschlauchs oder Stecker für Sonden, können plötzlich fehlen und zum Stocken der Arbeitsabläufe führen. Die Anlage wird beiseitegestellt und es muss mit der nächsten begonnen werden. So haben wir viele Anlagen stehen, an denen nur ein kleines Teil fehlt. Und man hüpft dann von einer Anlage zur anderen und verliert wahnsinnig viel Zeit. Ich versuche dabei den Überblick zu behalten.

Das 1. Jahr als Leiter der Fertigung hast du nun hinter dir. Was hat sich schon verändert in dieser Zeit?

Viel verändert hat sich im letzten Jahr nicht, es ist immer noch ein Krisenmanagement. Aber es gibt etwas, was mir sehr wichtig ist. Nämlich der Spaß bei der Arbeit!

Das geht auch Hand in Hand mit dem Krisenmanagement: Wenn einem die Arbeit Spaß macht, dann ist man auch bereit, spontan und flexibel auf Krisen zu reagieren. Dann werden mal Überstunden gemacht, wenn viel los ist – die dann frei genommen werden können, wenn weniger los ist. Und das macht mein Team super. Darauf bin ich sehr stolz.

Nun noch etwas privates zum Schluss:

Welches war das schönste Kompliment, das Dir jemand einmal gemacht hat?

Von meinen Mitarbeitern, dass ich ein guter Chef bin. „Ich bin gern hier, weil du da bist.“

Wofür würdest Du mitten in der Nacht aufstehen?

Für meine Kinder. Das ist tatsächlich mit unserem jüngsten mit knapp einem Jahr noch öfter der Fall.

Wenn Du drei Wünsche frei hättest: Welche wären es?

  • Dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht

  • Gesundheit für alle

  • Dass die Zeiten wieder sicherer werden. Dass man sich keine Gedanken darüber machen muss, wer den Strom in Zukunft bringt, oder ob man bei dieser Inflation in einigen Jahren noch sein Haus finanzieren kann. Es wäre einfach schön, wenn man sich nicht mehr so Sorgen um die Zukunft machen müsste.

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